Vulnerable leadership
Das Verständnis von Führung hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Es wird viel über die Erwartungshaltung der Generation Y gesprochen. Diese Generation von Arbeitnehmer*innen möchte wertgeschätzt werden. Es ist ihnen wichtig, dass sie als Individuum wahrgenommen werden und Führung menschlich ist. Bedeutet das dann aber auch für Führungskräfte, dass sie ganz Mensch sein dürfen? Heißt das, dass eine Führungskraft auch mal schwach, mal unsicher sein und dies offen zeigen darf?
Ich denke, ja! Unbedingt sogar! Führung und Verletzlichkeit schließen sich nicht aus sondern gehen Hand in Hand.
Maske fallen lassen
In den zahlreichen Interviews, die ich täglich mit Führungskräften führe, sprechen wir viel über Stärken und Schwächen. Und ich stelle immer wieder fest, dass es ihnen besonders schwer fällt, über Schwächen zu sprechen. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft, die auf dem Glauben beruht, dass Erfolg ausschließlich auf individuellen Einsatz zurückzuführen ist, ist es schwer zuzugeben, dass man nicht alles weiß und nicht alles beherrscht. Und gerade Führungskräfte werden im Besonderen bewertet, da sie Vorbild sein sollen.
Verletzlichkeit – Führungskräfte sind Role Models
Nun leben wir in einer Zeit des permanenten Wandels, getrieben von Innovationen und Digitalisierung. Das bedeutet für Führungskräfte, dass sie ihr Team oder ihre Organisation führen müssen, auch unter Unsicherheit und weniger kalkulierbaren Risiken. Sich selbst einzugestehen, dass man sich unter diesen Bedingungen als Leader auch mal unsicher fühlt, vielleicht sogar Angst hat, ist nicht einfach. Verletzlichkeit dann auch noch vor Anderen einzugestehen, fällt besonders schwer. Es gehört also Mut dazu, sich selbst und anderen gegenüber einzugestehen, dass man nicht perfekt ist, dass man nicht alles weiß und nicht alles kann. Es zeugt daher von einem starken Charakter, wenn man es tut. Führungskräfte können hierbei als positives Beispiel voran gehen. Nobody is perfect.
Verletzlichkeit fördert positive Fehlerkultur
Das Sichtbarmachen von Verletzlichkeit ist also mehr Stärke denn Schwäche. Auf Organisationsebene kann das Sichtbarmachen von Verletzlichkeit sogar eine positive Fehlerkultur ermöglichen. Fehler passieren – viel wichtiger ist, wie mit Fehler umgegangen wird, und dass aus Fehlern gelernt wird, umso wichtiger in den sich ständig wandelnden Zeiten.
Abschließend ist zu sagen, wenn Mitarbeiter*innen menschlich geführt werden wollen, dann gehört dazu auch, dass Führungskräfte stark und auch mal schwach sein können.